Premium“ war das Leitthema des diesjährigen Outdooractive Congresses. Die zweitägige Veranstaltung beleuchtete dieses Thema aus verschiedensten Blickwinkeln: Marke, Produktgestaltung, Gütesiegel bis hin zu innovativen Technologien. Hier einige Kongresssplitter zum Weiterdenken!

Outdooractive, Europas größte Outdoor-Plattform, lud zu ihrem vierten Kongress nach Immenstadt im herrlichen Allgäu. Das Allgäu selbst ist schon eine (Studien-)Reise wert, wurde doch ihre auf Erlebnisraumdesign basierende Wandertrilogie Allgäu mit dem ADAC Tourismuspreis Bayern 2016 ausgezeichnet. Das im Stadtzentrum gelegene Schloss Immenstadt bot als Veranstaltungsort einen herrschaftlichen Rahmen im Spannungsfeld zwischen Historie & Moderne.


„Premium, Premium, …“ in aller Munde Was ist Premium? Reicht Premium als Differenzierung?

Wer sich mit Markenpositionierung beschäftigt, kommt zwangsläufig um das Thema „Premium“ nicht umher. In Deutschland ist dieser Begriff zudem durch das Deutsche Wandersiegel für Premiumwege bzw. Premium-Wanderregionen marketingmäßig sehr präsent. Da stellt sich natürlich die Frage: Was bedeutet Premium eigentlich?

Die folgenden vier Aussagen diesbezüglich haben mich am meisten geprägt:

  • Premium heißt, in der jeweiligen Kategorie der Beste zu sein!
  • Premium definiert sich je nach Zielgruppe anders.
  • Premium ist, was der Kunde als Premium erkennt und nicht was der Anbieter als Premium definiert!
  • Die Herausforderung besteht darin, Premium vor Ort erlebbar zu machen.

Interessanterweise sprachen mehrere deutsche Teilnehmer im persönlichen Gespräch vom schwindenden Differenzierungspotential der Auszeichnung „Premiumwege“ bzw. „Premium-Wanderregionen“ mit zunehmender Anzahl dieser  Zertifizierungen. Diese Aussagen stimmen nachdenklich. Sie bestätigen aber auch unsere Überzeugung: Ein Gütesiegel ist ein Werkzeug zur Produktentwicklung bzw. Qualitätssicherung. Die Differenzierung erfolgt über das (Marken-)Erlebnis!


Die Tourismusmärkte haben sich gewandelt Neue Strategien sind erforderlich: Marke erleben ist Trumpf!

Das Potential einer starken (Destinations-)Marke veranschaulichte der Keynote-Speaker Christoph Engl ebenso humorvoll wie anschaulich. Er zeichnet als ehemaliger Direktor des Südtirol Marketings verantwortlich für die jetzige Erfolgsmarke „Südtirol“. Christopher Hinteregger beschäftigte sich hingegen mit dem Thema Destinationsmanagement.

Einige ihrer Kernaussagen:

  • In ungesättigten Märkten reichte es, lauter zu werben als der Mitbewerb.
  • Wir befinden uns in gesättigten Märkten! Das heißt der Erfolg liegt in der Differenzierung!
  • Wer keine Fokussierung hat, verliert an Wert!
  • Eine Destinationsmarke ist eine geografische Bezeichnung, die Emotionen hervorruft!
  • Marke: Ist kein Label – Marke ist Spitzenleistung!
  • Preis als Teil des Markenerlebnisses: Verkauft man rationalen Nutzen oder emotionalen Wert?
  • Der Markt ist reich an Informationen, aber arm an Aufmerksamkeit! Das heißt das Marketing muss sich ändern.
  • Die Währung der Zukunft heißt Relevanz.
  • Bildsprache als Markenbotschafter: Welches Bild soll der Gast von uns haben?
  • DMO´s (Destinationsmanagementorganisationen) werden künftig zu einem Netzwerk für alle Destinationsbelange! Das heißt auch deren Managementstrukturen müssen sich ändern.

Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade im (authentischen) Markenversprechen und dessen Erlebnis vor Ort sehr viel Potential schlummert!


Wandertourismus – Aus der Praxis für die Praxis Erkenntnisse, News, kritische Fragen, …

Mehrere Vorträge beschäftigten sich mit verschiedenen Aspekten des Themas Wandertourismus. Sehr bemerkenswert war auch hier, wie offen über Erkenntnisse, Lösungen, Probleme & Co gesprochen wurde.

Einige interessante Aussagen:

  • Erfolgreiches Wegemanagement braucht ein ausgezeichnetes Netzwerk von Akteuren.
  • Ehrenamt: Die Währung heißt Anerkennung!
  • Das Infrastrukturverwaltungstool „Outdooractive Facility“ hat große Entwicklungssprünge gemacht.
  • Die Planungszeit von Weitwanderwegen beträgt 2-4 Jahre. Die Umsetzung meist nur 1-2 Jahre.
  • Teilweise sind die Förderzeiträume um ein Vielfaches länger als die praktische Nutzungsdauer. Das wirft die Frage nach neuen Finanzierungsmodellen auf.

Eine ebenso mutige wie provokante Frage hat Mathias Behrens-Egge, Geschäftsführer von BTE Tourismusberatung, in den Raum geworfen: „Wenn Beschilderung so teuer ist, wieso löst man diese nicht auf?“ Einfach zum Nachdenken!


Outdooractive Congress – Ein neuer Fixpunkt in unserem Jahreskalender!

Ursprünglich wollte ich mich auf dem Kongress über Outdooractive und dessen Einsatzmöglichkeiten auf den letzten Stand bringen lassen. Ich hatte mehr oder weniger eine Produktveranstaltung erwartet. Stattdessen fand ich interessante Fachvorträge, inspirierenden Erfahrungsaustausch und viel Raum zum Netzwerken. Der Outdooractive Congress ist für uns als Wandertourismus-Spezialistennetzwerk somit zu einem Jahresfixtermin geworden!

Mehr über den Outdooractive Congress 2016 finden Sie unter www.outdooractive-congress.com.


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Autor: Ing. Andreas Kranzmayr   Datum: 17.10.2016
Fotos: outdooractive